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Erstellung einer Roadmap: So planen KMU ihre Projekte wirklich erfolgreich

Eine Roadmap zu erstellen bedeutet, die großen Ziele eines Projekts greifbar und visuell zu planen. Es geht darum, das Was, das Warum und das Wann festzuhalten. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist das kein bürokratischer Schnickschnack, sondern ein entscheidendes Werkzeug, das Projekte auf Kurs hält und Chaos verhindert.

Wozu das Ganze? Eine Roadmap für die Praxis

Kennen Sie diese Situation? Der Vertrieb plant für das nächste Quartal eine neue Rabattaktion. Gleichzeitig bereitet das Marketing eine aufwendige Kampagne vor, um die Marke bekannter zu machen. Und irgendwo dazwischen werkelt die IT an einer längst überfälligen Umstellung der Kundendatenbank. Jedes Team gibt für sich Gas, aber die Aktionen sind überhaupt nicht aufeinander abgestimmt.

Ohne einen gemeinsamen Plan führt das schnell ins Chaos:

  • Doppelte Arbeit: Das Marketing erstellt Inhalte, die der Vertrieb mit kleinen Anpassungen perfekt hätte nutzen können. Schade um die Zeit.
  • Verpasste Chancen: Die neue Kundendatenbank könnte die Rabattaktion viel treffsicherer machen – aber leider passen die Zeitpläne nicht zusammen.
  • Verschwendete Ressourcen: Budgets werden für Einzelaktionen verbrannt, die sich gegenseitig kaum verstärken. Anstatt dass ein Mitarbeiter drei Stunden lang manuell Kundendaten überträgt, könnte eine neue Software das in Minuten erledigen – wenn sie denn Priorität hätte.

Genau an diesem Punkt kommt die Roadmap ins Spiel. Sie ist kein starres Korsett für Großkonzerne, sondern ein lebendiger Kompass für Ihr Unternehmen. Sie macht aus vielen unkoordinierten Einzelaktionen eine schlagkräftige Gesamtstrategie.

Vom Zettelchaos zum klaren Kurs

Stellen Sie sich vor, Sie möchten einen neuen digitalen Kundenservice auf die Beine stellen. Ihre Kunden sollen Termine online buchen und den Status ihrer Anfragen selbst prüfen können. Eine Roadmap bricht dieses große Vorhaben in verdauliche Häppchen herunter und schafft Klarheit für alle Beteiligten. Sie zeigt, wie jede einzelne Maßnahme auf Ihre Geschäftsziele einzahlt – sei es Zeitersparnis im Büro, zufriedenere Kunden oder weniger Fehler bei der Terminvergabe.

Eine gute Roadmap ist wie ein Navi für Ihr Unternehmen. Sie zeigt nicht nur das Ziel, sondern auch die beste Route, warnt vor Staus und schlägt Alternativen vor, damit Sie sicher ankommen.

Diese vorausschauende Planung ist Gold wert, denn die digitale Transformation im Mittelstand ist kein Selbstläufer. Ohne eine klare Richtung verpuffen Investitionen schnell. Eine Roadmap sorgt dafür, dass alle im Team das gleiche Ziel vor Augen haben, Ressourcen dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden, und Sie trotzdem flexibel bleiben, wenn sich der Markt ändert.

Ein Plan, der sich auszahlt: Der ROI für Ihr KMU

In Deutschland arbeiten bereits über 50 % der KMU aktiv an ihrer Digitalisierung. Der feine, aber entscheidende Unterschied liegt oft in der Planung. Eine durchdachte Roadmap erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit enorm, weil sie den roten Faden liefert, der oft fehlt.

Was bringt Ihnen das konkret?

  • Zeitersparnis: Sie vermeiden Doppelarbeit und beschleunigen Projekte, weil jeder weiß, was zu tun ist.
  • Kostenreduktion: Budgets werden gezielter eingesetzt, da alle Maßnahmen auf die gleichen Ziele einzahlen.
  • Fehlerminimierung: Klare Absprachen und Verantwortlichkeiten reduzieren Missverständnisse und Pannen.

Am Ende geht es schlicht darum, Chaos zu vermeiden und sicherzustellen, dass jede investierte Stunde und jeder Euro direkt auf Ihre Unternehmensziele einzahlen.

Die Bausteine Ihrer Roadmap in der Praxis

Vergessen Sie komplizierte Management-Modelle. Eine Roadmap, die im Alltag eines KMU wirklich etwas bringt, besteht aus vier einfachen, aber entscheidenden Bausteinen. Wir gehen das jetzt Schritt für Schritt durch – ohne graue Theorie, sondern mit handfesten Beispielen, die Sie direkt für sich nutzen können. So wird aus einer vagen Idee ein Plan, den jeder versteht.

Der Weg von vielen losen Ideen hin zu einer klaren Strategie lässt sich gut visualisieren. Genau das macht eine gute Roadmap aus: Sie bringt Ordnung ins Chaos.

Visualisierung des Transformationsprozesses von Chaos über Roadmap zur strategischen Planung mit Kompass-Symbolen

Man sieht hier schön, wie die Erstellung einer Roadmap wie ein Kompass funktioniert. Sie hilft dabei, das anfängliche Durcheinander zu sortieren und alle Kräfte auf ein gemeinsames Ziel auszurichten.

1. Klare Ziele statt vager Wünsche definieren

Alles beginnt mit dem Ziel. Klingt logisch, ist aber oft die erste Hürde. Ein "Ziel" wie „mehr Umsatz“ oder „besseres Marketing“ ist eigentlich nur ein Wunsch. Es ist nicht greifbar, nicht messbar und motiviert niemanden so richtig, weil die Richtung fehlt.

Machen wir es konkret:

  • Statt: „Wir wollen online sichtbarer werden.“

  • Besser: „Wir steigern die organischen Besucher unserer Website bis Ende Q3 um 20 %. Das schaffen wir, indem wir unsere wichtigsten Produktseiten für die richtigen Suchbegriffe optimieren.“

  • Statt: „Unser Vertrieb soll effizienter werden.“

  • Besser: „Wir halbieren den manuellen Aufwand für die Angebotserstellung bis zum Jahresende. Dafür führen wir eine kleine Web-App ein, mit der sich Konfigurationen automatisch erstellen lassen. Das spart pro Vertriebler ca. 3 Stunden pro Woche.“

Solche Ziele sind spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert – kurz: SMART. So weiß jeder im Team sofort, worum es geht und woran der Erfolg am Ende gemessen wird.

Quick Win: Nehmen Sie sich Ihr größtes aktuelles "Problem" und formulieren Sie es in einem einzigen SMARTen Satz als Ziel um. Schreiben Sie diesen Satz gut sichtbar auf ein Whiteboard oder in Ihren Team-Chat.

2. Priorisieren, was wirklich zählt

Sobald die Ziele klar sind, stellt sich die nächste Frage: Womit fangen wir an? Im Alltag eines KMU fühlt sich oft alles gleich wichtig an. Der Vertrieb ruft nach neuen Unterlagen, die Website braucht dringend ein Update und die Buchhaltung wünscht sich eine einfachere Lösung für die Reisekosten. Ohne klare Prioritäten verzettelt man sich hoffnungslos.

Hier helfen einfache, aber wirkungsvolle Methoden, die wichtigsten Aufgaben herauszufiltern.

Priorisierungsmethoden für den KMU-Alltag

Eine Gegenüberstellung einfacher Methoden, um Aufgaben und Projekte in Ihrer Roadmap zu priorisieren.

Methode Ideal für Praxisbeispiel im KMU
MoSCoW-Methode Projekte mit klaren Anforderungen (z. B. Software-Einführung), bei denen der Funktionsumfang abgesteckt werden muss. Bei der Auswahl einer neuen Handwerker-Software: Rechnungsstellung ist ein Must-have, die DATEV-Schnittstelle ein Should-have, ein schickes Dashboard ein Could-have.
Eisenhower-Matrix Den täglichen Aufgaben-Dschungel und die persönliche Arbeitsorganisation, um zwischen dringend und wichtig zu unterscheiden. Die dringende Kundenanfrage sofort bearbeiten (wichtig & dringend), die strategische Planung für das nächste Quartal terminieren (wichtig, nicht dringend).
Kosten-Nutzen-Analyse Entscheidungen mit finanziellen Auswirkungen, um den "Return on Investment" (ROI) abzuschätzen. Lohnt sich die Investition in eine teure CRM-Software (hohe Kosten), wenn sie dem Vertrieb pro Woche 10 Stunden Zeit spart (hoher Nutzen)?

Vor allem die MoSCoW-Analyse ist ein super Werkzeug für die Roadmap-Planung. Sie zwingt dazu, ehrlich zu sein und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die den größten Hebel haben.

3. Ressourcen und Zeit realistisch planen

Ein Plan ist nur so gut wie seine Umsetzung. Deshalb ist der nächste Baustein eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wer im Team hat überhaupt die nötigen Fähigkeiten und vor allem die Zeit, um die Aufgaben anzupacken?

Hier wird’s ganz praktisch. Brechen Sie die großen Ziele in überschaubare Meilensteine und Arbeitspakete herunter. Statt „Neue Website erstellen“ planen Sie konkrete Phasen wie „Konzept & Design (2 Wochen)“, „Technische Umsetzung (4 Wochen)“ und „Inhalte einpflegen (2 Wochen)“.

Beziehen Sie Ihr Team unbedingt in die Schätzung mit ein! Ein Entwickler kann am besten sagen, wie lange das Programmieren einer Funktion dauert. Ein zentraler Punkt hierbei ist es, den kritischen Pfad zu verstehen, um zu erkennen, welche Aufgaben voneinander abhängen und wie lange das Projekt mindestens dauern wird.

Quick Win: Planen Sie immer Puffer ein. Eine gute Faustregel ist, nur 70-80 % der verfügbaren Arbeitszeit fest zu verplanen. Die restlichen 20-30 % sind Ihr Puffer für das Unerwartete – dringende Kundenanfragen, Krankheitsfälle oder technische Probleme. Das nimmt den Druck aus dem Kessel und verhindert, dass Ihre Roadmap beim kleinsten Gegenwind umfällt.

4. Verantwortlichkeiten und Messgrößen festlegen

Der letzte Baustein stellt sicher, dass der schöne Plan nicht in der Schublade verstaubt. Jede Aufgabe und jeder Meilenstein braucht einen klaren Verantwortlichen. Das ist nicht zwingend die Person, die alles selbst macht, aber sie oder er hat den Hut auf und sorgt dafür, dass es vorangeht.

Genauso wichtig sind die Key Performance Indicators (KPIs). Das sind die Kennzahlen, an denen Sie den Erfolg Ihrer Ziele ablesen können. Sie machen Fortschritte sichtbar und helfen dabei, frühzeitig gegenzusteuern, falls etwas aus dem Ruder läuft.

Ein paar Beispiele für griffige KPIs:

  • Ziel: Kundenzufriedenheit steigern.
    • KPI: Anzahl der Support-Anfragen um 25 % senken, den Net Promoter Score (NPS) um 10 Punkte verbessern.
  • Ziel: Interne Abläufe verbessern.
    • KPI: Zeit für die Rechnungsstellung von 4 Stunden pro Woche auf 30 Minuten reduzieren.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie solche Ziele erreichen, lesen Sie unseren Artikel zur Digitalisierung von Prozessen.

Indem Sie diese vier Bausteine – Ziele, Prioritäten, Ressourcen und Verantwortlichkeiten – systematisch durcharbeiten, schaffen Sie ein starkes Fundament. Ihre Roadmap wird so zu einem lebendigen Werkzeug, das Ihrem Team Orientierung gibt und Ihre Projekte sicher ins Ziel bringt.

So machen Sie Ihre Roadmap für alle sichtbar

Was nützt die beste Strategie, wenn sie in irgendeiner Schublade verstaubt? Eine Roadmap entfaltet ihre volle Kraft erst dann, wenn sie zu einem lebendigen Werkzeug für Ihr ganzes Team wird. Alles andere ist nur eine gut gemeinte Idee, die im Alltag schnell untergeht.

Eine visuelle Roadmap ist weit mehr als nur ein schönes Bild. Sie übersetzt komplexe Ziele und Zeitpläne in eine Übersicht, die jeder auf den ersten Blick versteht. So weiß jeder im Team sofort, woran gerade gearbeitet wird, warum das Ganzen wichtig ist und welchen Beitrag er oder sie leistet. Das schafft nicht nur Klarheit, sondern stärkt auch den Zusammenhalt und die Motivation.

Handgezeichnete Roadmap mit verschiedenen Stationen und Namen, verbunden durch Pfeile und eine vertikale Linie

Welches Werkzeug passt zu Ihrem KMU?

Keine Sorge, Sie müssen jetzt keine teure Spezialsoftware anschaffen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen gibt es fantastische und oft sogar kostenlose Werkzeuge, die ihren Zweck perfekt erfüllen. Entscheidend ist nicht das Tool selbst, sondern dass es für Ihr Team leicht zugänglich und verständlich ist.

Hier sind drei praxiserprobte Optionen:

  • Digitale Whiteboards (wie Miro oder Mural): Perfekt für kreative und flexible Planungsrunden. Hier können Sie gemeinsam Ideen sammeln, Zusammenhänge aufzeichnen und die Roadmap organisch wachsen lassen – fast wie an einem echten Whiteboard, nur eben digital und für alle zugänglich.
  • Kanban-Boards (wie Trello oder Asana): Wenn Sie den Fortschritt einzelner Aufgaben im Blick behalten wollen, sind diese Boards Gold wert. Mit Spalten wie „Geplant“, „In Arbeit“ und „Erledigt“ schieben Sie Aufgaben einfach von links nach rechts und sehen sofort, wo etwas hängt.
  • Ganz simple Tabellen (Google Sheets, Excel): Unterschätzen Sie niemals die Macht einer gut strukturierten Tabelle! Oft reicht das völlig aus, um Ziele, Zeiträume, Verantwortliche und KPIs klar aufzulisten. Der riesige Vorteil: Fast jeder kann damit umgehen.

Der Schlüssel zum Erfolg ist Einfachheit. Nehmen Sie ein Werkzeug, das Ihr Team gerne nutzt und nicht erst einen IT-Kurs belegen muss. Eine komplizierte Software, die keiner anfasst, ist nutzloser als eine simple Tabelle, die täglich im Einsatz ist.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Handwerksbetrieb wird digital

Stellen Sie sich einen Elektrikerbetrieb mit 15 Mitarbeitern vor. Die Geschäftsführung hat eine Roadmap für die nächsten sechs Monate aufgestellt. Die zwei großen Ziele: die Einführung einer digitalen Auftragsannahme und der Relaunch der veralteten Website.

In einem Tool wie Trello könnte die Umsetzung dann so aussehen:

Handgezeichnete Roadmap mit verschiedenen Stationen und Namen, verbunden durch Pfeile und eine vertikale Linie

Dieses Board zeigt auf einen Blick die Planung für die nächsten Quartale. Jeder große Block, wie „Go-To-Market“, ist eine eigene Initiative, die auf die Hauptziele einzahlt. Mithilfe der Farben lässt sich sofort erkennen, welches Team (z.B. Marketing, Entwicklung) den Hut aufhat.

Damit so ein Plan funktioniert, müssen alle mitziehen. Echte Beteiligung ist hier das A und O. Eine Untersuchung zur Normungsroadmap Circular Economy hat gezeigt, wie entscheidend genau das ist: Dort haben über 500 Experten gemeinsam Prioritäten festgelegt. Wenn Sie mehr über solche kooperativen Ansätze erfahren wollen, finden Sie Details in der Zusammenfassung der Normungsroadmap.

Machen Sie die Roadmap zum Herzstück Ihrer Meetings

Die beste Visualisierung bringt nichts, wenn sie niemand anschaut. Die Roadmap muss Teil Ihrer wöchentlichen Routine werden, ein fester Ankerpunkt in der internen Kommunikation.

Hier ist ein Quick Win, den Sie sofort umsetzen können:
Richten Sie ein zentrales Dashboard in Ihrem Tool ein und machen Sie es zur festen Gewohnheit, dieses in jedem wöchentlichen Team-Meeting für fünf Minuten zu öffnen.

Und so läuft das dann ganz konkret ab:

  1. Kurzer Check-in: Werfen Sie zu Beginn des Meetings einen Blick auf die Roadmap. Wo stehen wir? Was haben wir seit letzter Woche geschafft?
  2. Fokus klären: Was steht diese Woche an? Passen die Prioritäten noch oder müssen wir etwas umplanen, weil es irgendwo brennt?
  3. Erfolge feiern: Ein wichtiger Meilenstein wurde erreicht? Sprechen Sie es laut an! Das motiviert das ganze Team und zeigt, dass der Plan Früchte trägt.

Mit diesem einfachen Ritual sorgen Sie dafür, dass die Roadmap lebendig bleibt. Sie wird zum zentralen Gesprächspunkt, an dem sich alle orientieren können. So wird aus einem statischen Dokument ein dynamisches Steuerungsinstrument, das Ihr Unternehmen wirklich voranbringt.

Die häufigsten Stolperfallen – und wie Sie elegant ausweichen

Eine Roadmap zu erstellen, ist die eine Sache. Sie am Leben zu erhalten, eine ganz andere. Aus meiner Erfahrung scheitern die besten Pläne nicht an der großen Vision, sondern an den kleinen Tücken des Alltags. Sehen wir uns die klassischen Fehler an, die gerade in KMU immer wieder passieren – und wie Sie sie von vornherein vermeiden.

Eine gute Roadmap ist ein Kompass, kein starres Korsett. Aber ohne die richtige Handhabung wird sie schnell zum Staubfänger in der Schublade.

Handgeschriebene Roadmap mit Aufgaben und Zeitachsen für Projektplanung auf zwei Seiten

Stolperfalle 1: Die überladene Wunschliste

Kennen Sie das? Man ist voller Tatendrang, hat unzählige Ideen und packt sie alle in die erste Roadmap. Das Ergebnis ist ein Plan, der so vollgestopft ist, dass er schon am ersten Tag platzt, weil das Tagesgeschäft dazwischenfunkt.

Stellen Sie sich vor, Ihr Vertrieb soll ein neues CRM einführen, parallel drei Messen vorbereiten und auch noch eine neue Produktpräsentation auf die Beine stellen. Völlig unrealistisch. Das führt nur zu Frust, Überstunden und dem Gefühl, ständig hinterherzuhinken.

Der Praxistipp, der sofort hilft:
Planen Sie bewusst Luft ein. Eine Faustregel, die sich bewährt hat, ist die 70/30-Regel. Verplanen Sie maximal 70 % der Zeit Ihres Teams für die festen Projekte auf der Roadmap. Die restlichen 30 % bleiben Puffer – für spontane Kundenanfragen, dringende Probleme oder eben das ganz normale Tagesgeschäft. So bleibt Ihr Plan auch dann realistisch, wenn mal wieder alles anders kommt.

Stolperfalle 2: Das einsame Chef-Dokument

Die Geschäftsführung bastelt im stillen Kämmerlein die Roadmap und präsentiert sie dann als fertiges Werk. Das geht fast immer schief. Warum? Weil sich niemand wirklich verantwortlich fühlt. Der Plan wird als etwas wahrgenommen, das „von oben“ kommt, statt als gemeinsames Ziel.

Wenn die Leute, die die Arbeit am Ende machen sollen, nicht einbezogen werden, fehlt die Akzeptanz. Außerdem kennen sie die praktischen Hürden am besten und können realistisch einschätzen, wie lange etwas wirklich dauert.

Der Praxistipp, der sofort hilft:
Holen Sie die Schlüsselpersonen aus allen wichtigen Bereichen von Anfang an mit ins Boot. Ein gemeinsamer Workshop, in dem Vertrieb, Marketing und IT zusammen die wichtigsten Vorhaben für das nächste Quartal festlegen, kann Wunder wirken. So stellen Sie sicher, dass alle an einem Strang ziehen und die Roadmap nicht nur verstanden, sondern auch mitgetragen wird.

Stolperfalle 3: Ziele, die man nicht greifen kann

Ihre Roadmap ist voller guter Vorsätze wie „Kundenzufriedenheit steigern“? Das klingt zwar super, aber woran genau messen Sie, ob das Ziel erreicht ist? Ohne klare Kennzahlen (KPIs) verkommt der beste Plan zu einer Sammlung vager Absichtserklärungen.

Ohne Messbarkeit stochern Sie im Nebel. Sie investieren Zeit und Geld in eine Marketing-Aktion, können am Ende aber nicht sagen, ob sie wirklich mehr qualifizierte Anfragen gebracht hat.

Was man nicht messen kann, kann man nicht verbessern. Eine Roadmap ohne klare KPIs ist wie Autofahren ohne Tacho – man ist zwar unterwegs, hat aber keine Ahnung, ob man im Zeitplan liegt oder überhaupt in die richtige Richtung fährt.

Der Praxistipp, der sofort hilft:
Verknüpfen Sie jedes Ziel in Ihrer Roadmap mit mindestens einer konkreten, messbaren Zahl.

  • Statt: „Wir wollen unsere Website optimieren.“

  • Besser: „Wir senken die Absprungrate auf unseren drei wichtigsten Landingpages bis Ende des Quartals um 15 %.“

  • Statt: „Wir verbessern den internen Workflow.“

  • Besser: „Die Zeit für die manuelle Dateneingabe im Vertrieb wird durch die neue Web-App von 4 Stunden pro Woche auf unter 30 Minuten reduziert.“

Solche klaren Zahlen schaffen nicht nur Verbindlichkeit, sie machen Erfolge auch sichtbar. Und das motiviert ungemein. So wird Ihre Roadmap vom reinen Planungsdokument zu einem echten Steuerungsinstrument.

So bleibt Ihre Roadmap ein lebendiges Werkzeug

Okay, die Roadmap steht. Ziele sind definiert, Aufgaben verteilt – super! Aber ganz ehrlich: Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an. Eine Roadmap ist kein starres Dokument, das man einmal erstellt und dann verstauben lässt. Sie ist Ihr dynamischer Kompass, der sich mit Ihrem Unternehmen und dem Markt mitbewegen muss.

Stellen Sie es sich wie eine Autofahrt vor: Sie kennen Ihr Ziel, aber manchmal zwingt Sie eine plötzliche Baustelle dazu, eine andere Route zu nehmen. Genau diese Agilität ist der Schlüssel.

Kurze Check-ins statt starrer Jahrespläne

Das Geheimnis einer lebendigen Roadmap? Regelmäßige Kommunikation. Viel besser als steife Quartalsmeetings sind kurze, knackige „Roadmap-Check-ins“ mit dem Team.

Ein Rhythmus von allen zwei Wochen hat sich in der Praxis als ideal erwiesen. Das ist kurz genug, um schnell auf Änderungen zu reagieren, aber auch lang genug, um nicht in nerviges Mikromanagement abzudriften.

So ein 15-Minuten-Check-in kann ganz einfach aussehen:

  1. Was haben wir geschafft? (ca. 5 Minuten)
    • Zeigt kurz die erledigten Aufgaben. Das schafft ein gemeinsames Erfolgserlebnis.
  2. Wo hakt es gerade? (ca. 5 Minuten)
    • Hängt ein Projekt, weil eine Info fehlt? Das ist der Moment, um solche Blocker schnell aus dem Weg zu räumen.
  3. Was kommt als Nächstes? (ca. 5 Minuten)
    • Ein kurzer Ausblick auf die kommenden zwei Wochen gibt allen Klarheit und Fokus.

Dieser simple Austausch sorgt dafür, dass die Roadmap im Kopf aller präsent bleibt und zum aktiven Gesprächspartner im Arbeitsalltag wird.

Flexibel auf neue Anforderungen reagieren

Stellen Sie sich vor: Ein wichtiger Stammkunde ruft an und wünscht sich dringend ein neues Feature für Ihre Software. Es würde ihm enorm viel Zeit sparen, steht aber nicht auf Ihrer aktuellen Roadmap. Was jetzt?

Genau hier ist eine agile Denkweise Gold wert. Anstatt die Anfrage einfach abzulehnen, bewerten Sie sie gemeinsam im Team.

Eine Roadmap ist kein Vorwand, um „Nein“ zu sagen. Sie ist ein Werkzeug, um eine bewusste und strategische Entscheidung zu treffen, warum man zu etwas „Ja“ oder „Nein“ sagt.

Stellen Sie sich bei jeder neuen Idee diese drei Fragen:

  • Welchen Nutzen bringt das wirklich? Löst es ein echtes Problem für einen wichtigen Kunden?
  • Wie hoch ist der Aufwand? Reden wir hier von ein paar Stunden oder von mehreren Wochen?
  • Was müssen wir dafür liegen lassen? Welche geplante Aufgabe hat eine geringere Priorität und kann warten?

So treffen Sie fundierte Entscheidungen, anstatt stur am Plan festzuhalten. Selbst öffentliche Institutionen arbeiten so. Ein gutes Beispiel ist die Roadmap zum Hitzeschutz des Bundesministeriums für Gesundheit. Hier wird auf Basis neuer Daten ständig geprüft, wie Maßnahmen noch gezielter wirken können.

Erfolge feiern und die Motivation hochhalten

Der vielleicht wichtigste, aber oft vergessene Punkt: Feiern Sie Ihre Erfolge! Wenn ein wichtiger Meilenstein erreicht ist – die neue Website ist live, die interne App hat die manuelle Datenübertragung von drei Stunden auf fünf Minuten verkürzt –, dann halten Sie einen Moment inne.

Sprechen Sie es im Team-Meeting laut an. Bedanken Sie sich bei den Verantwortlichen. Machen Sie klar, welchen konkreten Wert diese abgeschlossene Aufgabe für das Unternehmen oder die Kunden hat. Das kostet nichts, hat aber einen riesigen Effekt auf die Moral und die Motivation. Es zeigt jedem Einzelnen, dass seine Arbeit gesehen wird und einen echten Unterschied macht.

Solche kleinen Rituale stärken den Teamgeist ungemein – und sorgen dafür, dass sich alle auch für die nächsten großen Ziele auf der Roadmap wieder voll ins Zeug legen. Weitere praxisnahe Ideen, wie Sie solche Projekte umsetzen, finden Sie in unseren Beispielen für Digitalisierung im KMU.

Häufige Fragen zur Roadmap – kurz und bündig beantwortet

Bei der Erstellung der ersten Roadmap kommen oft dieselben Fragen auf. Hier finden Sie klare Antworten aus der Praxis, die Ihnen sofort weiterhelfen.

Welches Tool ist für den Anfang das beste?

Fangen Sie einfach an! Sie brauchen keine teure Spezialsoftware. Für über 80 % der KMU reicht am Anfang eine simple Excel- oder Google-Sheets-Tabelle vollkommen aus. Damit lassen sich Ziele, Zeiträume und Verantwortliche wunderbar festhalten.

Wenn Sie es etwas visueller mögen, sind kostenlose Tools wie Trello oder Miro eine super Wahl. Das Wichtigste ist nicht das Tool, sondern dass Ihr Team es sofort nutzen kann. Ein einfaches Werkzeug, das alle verwenden, schlägt jede komplexe Lösung, die am Ende niemand anfasst.

Wie detailliert muss die erste Roadmap wirklich sein?

Weniger ist hier definitiv mehr. Ihre erste Roadmap sollte die großen Meilensteine für die nächsten drei bis sechs Monate abbilden, aber nicht jede einzelne Aufgabe für das ganze Jahr. Planen Sie die kommenden vier Wochen etwas genauer und alles, was danach kommt, nur grob.

Ihre Roadmap ist ein Kompass, keine mikroskopische Landkarte. Sie gibt die grobe Richtung vor, diktiert aber nicht jeden Schritt. Ein Plan, der bis ins kleinste Detail ausgearbeitet ist, wird bei der ersten unerwarteten Wendung sofort unbrauchbar.

Halten Sie den Plan schlank und flexibel. Nur so bleibt er relevant und wird nicht zur Belastung.

Wie überzeuge ich mein Team von diesem neuen Ansatz?

Skeptiker im Team gewinnt man nicht mit theoretischen Vorträgen, sondern mit sichtbaren Vorteilen. Zeigen Sie ganz konkret auf, was es bringt: weniger chaotische Ad-hoc-Aufgaben, klarere Prioritäten und deutlich weniger Frust durch ständige Planänderungen.

Ein Tipp aus der Praxis, der fast immer funktioniert:
Starten Sie ein kleines Pilotprojekt. Erstellen Sie eine Mini-Roadmap für ein einziges, überschaubares Projekt, das schon ewig auf der To-do-Liste herumliegt. Ganz wichtig: Beziehen Sie das Team von Anfang an in die Planung mit ein.

Wenn die Mitarbeiter sehen, wie ein Projekt dank der Roadmap reibungslos und ohne das übliche Chaos zum Erfolg wird, erkennen sie den Mehrwert von selbst. Ein kleiner, gemeinsamer Erfolg ist das beste Argument und macht aus Kritikern echte Fans.


Haben Sie das Gefühl, dass eine klare Roadmap genau das ist, was Ihrem Unternehmen fehlt, um Projekte endlich effizienter umzusetzen? Bei Stay Digital entwickeln wir nicht nur individuelle Softwarelösungen, sondern helfen Ihnen auch dabei, Ihre digitalen Projekte von Anfang an richtig aufzusetzen. Lassen Sie uns gemeinsam einen klaren Plan für Ihren Erfolg schmieden.

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